Kunstzmittag #54

Im ersten Coronajahr, im Herbst 2020, fand der erste Kunstzmittag statt. Schon seit fünf Jahren ist die Gruppe in unterschiedlichen Zusammensetzungen unterwegs. Wow. Das wird sicher noch gefeiert.

Barbara erzählt von ihrem Fotoshooting mit Mond. Als Entschädigung für das Einrichten der Pilgerzimmer (siehe Kunstzmittag Nr. 52) macht Damaris Bilder. Barbara ist also mit ihrer Kunst unterwegs – und sie wird festgehalten. Anders als in den vergangenen Jahren waren zu Beginn dieses Jahres noch keine fixen Termine da, bei denen sie sich zeigen würde.

Das braucht Mut. Obwohl die befahrenen Schienen funktioniert haben. Aber: Was soll – und kann – noch mehr Raum einnehmen? Den Élan vital – das Im-Moment-Sein – empfindet sie jetzt als wichtig. Barbara sagt dazu:
„Ich habe das Leben eingeladen, mit mir zu machen, nichts zu mir zu ziehen und loszulassen.”

Spannend ist, dass aus Barbaras mehrjähriger Kunstpraxis mit einer anderen Frau etwas Unerwartetes entsteht. Sie treffen sich monatlich und malen gemeinsam zwei Bilder. Die Malpartnerin, die auch Ärztin ist, schlägt nun vor, diese Bilder in der Gemeinschaftspraxis auszustellen. Das Loslassen schafft tatsächlich Raum.

Vijitha hat sich aus bekannten Maltechniken herausgewagt und mit Aquarellfarben gearbeitet. Dieser Schritt war motiviert durch Gedanken über sich selbst: Nicht-genug-, etwas-nicht-gewachsen-sein. Das wegzuweisen mit dem Vorhaben, sich gerade darum etwas zuzutrauen, führte zu einer guten Erfahrung. Gerade beim Aquarellieren lässt sich nicht alles steuern – herausfordernd und schön.

„Wie handhaben wir das mit dem Heraustreten aus der Komfortzone?” Die Erfahrungen damit sind unterschiedlich. Es braucht Zeit, Kraft und eine gewisse Sicherheit, um sich einlassen zu können. Manchmal dient das Altbekannte als Startpunkt oder für eine bestimmte Zeit.
„Sich selbst bewusst vom Gefühl lösen: Ich kann nichts. Ich bin nichts.”
Ja. Im Gegenteil.

Unerwartet leuchtend wirkt das Seidenpapier mit dem Bindemittel auf dem Papier – ein Moment, wie ihn Isabel immer wieder erlebt mit ihren Arbeiten. Plötzlich passiert etwas, das nicht vorhersehbar war. Durch den spielerischen Umgang mit dem Material entsteht ein Staunmoment. Das bringt Isabel zur großen Frage:
„Warum macht ihr Kunst?”  

  • Wieder Kind sein können und dürfen, den Spiel-Raum zurückerobern.
  • Schöpfungskraft spüren und feiern.
  • Liebe zu allem, was nicht funktional ist. Alles, was ausbricht aus dem Normalen.
  • Dem habhaft werden, was im Alltag nicht zum Ausdruck kommt.
  • Etwas für mich machen. Ohne Publikum.
  • Kunst, um zu rebellieren.

Die Oper Dido and Aeneas von Henry Purcell wird zurzeit vom Tanztheater-Kollektiv Peeping Tom inszeniert. Eine Wucht, sagt Sunita dazu. Die Verbindung von zeitgenössischem Tanz und klassischer Oper hat sie beeindruckt. Woher kommen die Ideen – vor allem diejenigen, die nicht gefällig sind? Das Stück hat nachgewirkt und auch den Wunsch geweckt, ähnlich arbeiten zu können.

Einander vom eigenen Unterwegssein in und mit Kunst zu erzählen, führt meist dazu, bestärkt zu sein für das nächste Vorhaben. In Graziellas Fall ist das – dank ausgeliehenem Stativ – mal ein bewegtes Bild aus ihrer Tanzpraxis mitzubringen. Das letzte Getanzte blieb flüchtig, darum hier das eindringliche Lied mit Mond. Weil es so schön den Bogen zum Anfang schlägt: https://www.youtube.com/watch?v=5KUSpIpFVYA